Die "Ruta de las Cumbres" entdecken
Ein Tagesausflug in die Berg- und Naturwelt Gran Canarias
Diesmal wollen wir ihnen einen Ausflug in die Bergwelt Gran Canarias entlang der "Ruta de las Cumbres" vorschlagenn beziehungsweise präsentieren. Vom Busbahnhof San Telmo in Triana gehts mit der Buslinie 303 der Busgesellschaft GLOBAL los in Richtung San Mateo.
Dieser Bus fährt von 06.00 morgens bis 22.00 Uhr abends immer zur vollen und halben Stunde ab. Um aber so früh wie möglich in San Mateo zu sein und dort um 8h morgens den nächsten Bus in Richtung Tejeda und Ayacata zu erwischen, sollte man spätestens den Bus um 7.00 Uhr in San Telmo nehmen (Linie 303), denn von San Mateo nach Tejeda und Ayacata fahren vormittags nur zwei Busse. Einer um 8h und einer um 11h.
Die Fahrt von Las Palmas (Ausgangspunkt Busbahnhof San Telmo) bis San Mateo dauert rund 1 Stunde und kostet 2,15 Euro. Wer nicht gewohnt ist, so früh aus dem Bett zu springen, kann die einstündige Fahrt für ein kleines Nickerchen nützen. Aber da die Landschaft vom ersten Augenblick an interessant ist, wird es schwer fallen die neugierigen Augen zu schließen.
Immer wieder kann man während der Fahrt kurze Einblicke in das Tal des Barranco de Guiniguada werfen. Wir passieren die Orte Tafira und Santa Brigida und dringen in die immer grünere und artenreichere Vegetation dieses Tales vor. Es zeigt sich diesmal das "Dschungel-Gesicht" Gran Canarias - nicht umsonst wird die Insel der Mininaturkontinent genannt.
In Vega de San Mateo angekommen, steigen wir direkt in den Bus der Linie 18 in Richtung Ayacata und Tejeda um. Wir bewegen uns jetzt auf der Landstraße GC-60, welche wohl eine der schönsten Panoramastraßen Europas ist. Die Buslinie 18 startet direkt am Leuchtturm von Maspalomas und legte die gesamte Strecke der "Ruta de las Cumbres" zurück. So gut wie kein Tourist weiß etwas von der Existenz dieses Busses, der wohl die günstigste und gemütlichste Möglichkeit ist, die Bergwelt Gran Canarias an einem Tag kennenzulernen.
"Der Bus ist so gut wie immer leer und so kann ich für die wenigen Gäst eigentlich anhalten, wo sie wollen", erzählt der freundliche Busfahrer André. Um zu unserem Ziel, die Berglandschaft rund um das Dörfchen El Juncal zu gelangen, steigen wir an der Haltestelle direkt an der Kreuzung der beiden Straßen GC-60 und GC 661 aus. Hier werden wir am Abend gegen 18h30 auch wieder den Bus in Richtung San Mateo nehmen.
Nun beginnt der anstrengende, aber dafür umso spektakulärere Teil unseres Ausfluges: Wir steigen über die Landstraße GC-661 in das Tal "Barranco de Juncal" ab. Bereits nach nur rund 500 Metern zweigen wir links in einen kleinen, steinigen Pfad ein, welcher entlang der Gipfel Montana de los Jarones (1473 Meter) und Morro de Pajonales (1429) führt. Es gibt zwar keine Wegweiser, aber wenn sie immer auf dem gut gekennzeichneten Weg bleiben, besteht überhaupt keiner Gefahr, daß sie die Orientierung verlieren. Eine gute und detaillierte Karte der Insel ist aber sicherlich hilfreich!
Wir spazieren entlang eines Grates durch dichte Kiefernwälder und bestaunen mit offenem Mund den fast unrealistisch schönen Blick auf die Berglandschaft von Gran Canaria. Im Hintergrund trohnt hoch über allem der Roque Nublo und etwas tiefer in Richtung Meer und Teneriffe blickend, erhebt sich der Roque Bentaiga. Hat man diese beiden Berge einmal mit eigenen Augen erblickt, so kann man leicht verstehen, warum dies heilige Stätten für die Ureinwohner Gran Canarias waren. Mit jeder Minuten die vergeht, ergeben sich Aussichten aus verschiedenen Blickwinkel auf das Bergdorf El Juncal und den gleichnamigen Canyon. Später nach dem Abstieg aus den Berggipfeln werden wir diese beiden Sehenswürdigkeiten aus der Nähe besichtigen.
An einem der zahlreichen Aussichtsplätze können Hungrige eine kleine Jausenpause machen und danach vielleicht in der warmen Sonne eine kleine Siesta halten. Der Kontrast zu Las Palmas könnte nicht größer sein. Mitterweile sind wir mehr als 1 stunde zu Fuß unterwegs und wir habe noch keine Menschenseele getroffen. Da ist nur die warme, freundliche Sonne welche negative Gedanken in deinem Gehirn fast verunmöglicht und das Rauschen in den Kronen der knorrigen und alten Kiefernbäume die hier dicht aneinandergereiht stehen. Oft läuft man wie auf Federn über den Wanderpfad, da dieser großteils vollkommen mit den Nadeln der Bäume ausgepolstert ist.
Wenn wir immer am Wanderweg bleiben, stoßen wir nach rund 2 Stunden plötzlich auf eine größere Schotterstraße. Nach links abbiegend führt diese in Richtung des Stausees Cueva de las Ninas. Wir aber verlassen den entlang mehrerer Gipfel führenden Wanderweg und biegen nach rechts in Richtung des Dorfes El Juncal ab. Der Abstieg entlang der kurvigen Strecke dauert fast eine Stunde, aber die tollen Blicke in das Tal von Juncal lassen einen die Anstrengung vergessen. Oberhalb von Juncal hängt wie ein Adlernest das nächste Bergdorf in den vulkanischen Felsen. Es handelt sich dabei um Toscón wo viele Menschen heute noch in (modernen) Höhlen wohnen.
In der Talsohle angekommen, spazieren wir in rund 1 Minuten (so "groß "ist das Dorf) durch El Juncal. Keine Menschenseele ist zu sehen und nur ein paar kläffenden, zaundürre Hunde brechen die fast unheimliche Stille. Vorbei an blühenden Mandelbäumen, Kakteen, Schilf und blühenden Gärten, in den Orangen, Mandeln und Tomante angepflanzt werden, stoßen wir immer tiefer in die immer enger werdende Schlucht ein. Auf beiden Seiten des Tales steigen senkrechte und von hunderten Höhlen durchlöcherte Felswände auf. Mittlerweile haben wir jedes Zeitgefühl verloren. Wie lange wandern wir jetzt schon durch diese bezaubernde Bergwelt? Welches Jahr schreiben wir? Ist das alles überhaupt wichtig, oder ist die Zeit überhaupt nur eine stressende Erfindung des Menschen?
Plötzlich fällt der Canyon steil Richtung Meer ab und vor uns ergibt sich ein weiterer unvergesslicher Blick über eine Landschaft im Abendlicht, die uns geistlich zurückversetzen, in eine Zeit in der die Welt noch nichts wusste von stinkenden Autos, Krawatten, Klimaanlagen, Internet, Pension und Arbeitszeiten.
Es scheint fast so als ob die friedliche Stille dieser Gegend in uns selbst einkehrt. Wenn man über diese Berge und Hügel blickt, vor tausenden von Jahren in die Welt gesetzt durch einen gewaltigen Vulkanausbruch, und danach einen bedeutungslosen Stein aufhebt und ihn betrachtend in seinen Händen rollt, ist man vielleicht das erste Mal wirkich angekommen im wahren Gran Canaria. Würde jetzt ein Guanche (Ureinwohner) im Lendenschurz, Pfeil und Bogen und einem erlegten Hasen über die Schultur gelegt, um die Ecke beziehungsweise um den Felsen biegen, wäre man wahrscheinlich nicht einmal überrascht.
Entlang des Weges findet man zahlreiche Höhlen, in denen die Schafe und Ziegen die hier oben des öfteresn recht kühlen Nacht verbringen. Wohnten hier vor hunderten von Jahren Guanchen? Plötzlich liegt vor einem der Höhlen ein kopfloser Vogel und steigert noch weiter die wilde und anarchische Stimmung, die in diesem Tal herrscht.
Für uns ist dies jedoch das Zeichen aufzubrechen zum Rückweg zur Bushaltestelle oberhalb vom Bergdorf El Juncal. Dieser Weg wird noch einmal 1,5 Stunden in Anspruch nehmen und da der letzte Bus nach San Mateo um 18.30 Uhr abfährt, sollten wir nichts riskieren und uns besser auf die Socken machen.
Falls man den Bus durch Pech oder schlechtes Timing doch versäumt, kann man im Notfall immer noch von einem der Häuser der gastfreundlichen Einheimischen ein Taxi rufen lassen. Abenteurer können hier auch problemlos autostoppen, denn hier oben hilft jeder jeden und die Einheimischen sind noch freundlich und ehrlich zu den Touristen …