✭ Calle Mayor de Triana

Neben kanarischen Geschäften verwandelten orientalische Bazare, englische Banken und deutsche Warenlager die Straße und das ganze Viertel Triana in die damals multikulturellste Zone der Stadt. Gäste aus der ganzen Welt beginnen nach Las Palmas zu ströhmen und die Errichtung der Hotels "Internacional", "Louvre" und "Central" trug dem Rechnung.

Zu jener Zeit war die Calle Mayor de Triana der "place to be" für die wohlhabende Bürgerschaft der Stadt. In der Zeit von 1852 bis 1900 öffneten mehr als 100 (!) Geschäfte in dieser Strasse ihre Pforten. Internationale Bekleidungs-, Kosmetik-, Schuh-, Schmuck- und Uhrengeschäfte schossen wie Pilze aus dem Boden. Auch die englische Bank "Bank of British West Afrika" lies sich in jenen Jahren in der Hauptstrasse von Triana nieder.

Die Straßenbahn von Triana, von dessen Schienennetz heute nur mehr ein rund 5 Meter langes Ausstellungsstück übrig ist, passierte von 04:45 morgens bis 06:30 abends jede halbe Stunde und sorgte so für eine für damalige Zeiten höchst moderne Fortbewegung der Besuchermassen. Es war eine Zeit, in der Moderne und Vergangenheit der Stadt nebeneinander existierten. Neben der neuen Straßenbahn zogen brave Esel schwere Lasten hinter sich her und hie und da bestaunten die neugierige Menge die neueste, schrägste Erfindung: das Automobil.

Heute erinnert eine an einem der ältesten Gebäude der Straße angebrachte (Ecke Calle Torres) Marmoltafel noch an diese Zeit zwischen dem Wechsel vom 19. ins 20. Jahrhundert. Auf ihr sind folgende Zeilen des Dichters Morales zu lesen:

"Gedicht der der Handelsstadt: Die Hauptstrasse von Triana in ihrem kontinentalen Glanz: breit, modern, reich und arbeitsam; Hauptschlagader von Las Palmas."

Trotz ihrer Nähe zum Meer scheint die Straße aufgrund ihres Nord-Süd Verlaufes und der breiten Avenida Maritima, welche Triana vom Meer abschneidet, doch weit von Atlantik entfernt. Nur an Tagen mit hohem Wellengang reicht das gewaltige Rauschen der Wellen und der feine, salzige Wasserstaub der Brandung bis in die geschäftigte Straße.

Die Calle Mayor de Triana war im Laufe der Jahrzehnte auch Zeuge von so manchen historischen Ereignissen. So zum Bespiel dem Besuch von König Alfonso XII im Jahre 1906, welcher von den Bewohnern der Stadt enthusiastisch Willkommen geheissen wurde. Auch diverse Veranstaltungen des Karnevals fanden bis zu dessen Verbot während der Diktatur Francos (1939-1975) in dieser Straße statt.

Zu Mitte des 20. Jahrhunderts mussten viele Geschäfte der Modernisierung und dem Wandel der Zeit Tribut zollen und verschwanden von der Bildfläche. Ihren Platz nahmen jedoch sofort wieder neue Geschäfte ein. Ein Blick auf deren Namen, "Mallorca", "Oriente", "Pflügger", "Alemán", "High Life", "Flor de India" oder "Oscar Ernst" verrät, dass die Straße durch diesen Wandel jedoch nichts von ihrer Internationalität eingebüßt hat.

Obwohl sich der wirtschaftliche Schwerpunkt der Stadt heute nicht mehr ausschließlich auf die Calle Mayor de Triana konzentriert, konnte diese Straße ihre Persönlichkeit und ihren Charme erhalten und ist heute noch immer ein beliebte Bummel- und Einkaufsmeile der Stadt. Wie in allen Städten Europas machte den Handelstreibenden die Konkurrenz der neuen riesigen Einkaufszentren (Las Arenas, El Muelle) schwer zu schaffen, jedoch konnte diese Krise überstanden werden. Nicht zuletzt auch aufgrund der Tatsache, dass sie die Händler der Straße zu einer Organisation zusammschlossen und begannen die Straße als einheitliches Produkt zu vermarkten.

Die Calle Mayor de Triana ist heute wie damals eine der lebendigsten, interessantesten und schönsten Straßen der Stadt und wer nicht einmal durch ihre Fußgängerzone schlendert das bunte Treiben der Kanarier beobachtend hat, der hat eine bedeutenden Aspekt der Stadt versäumt.