Die Plaza Santa Ana - Teil der Geschichte Gran Canarias

Das pulsierende Herz der Altstadt

Jeder imaginäre Weg durch die Geschichte von Gran Canaria sollte am Platz Santa Ana, der sich wie pulsierendes Herz im Viertel Vegueta ausdehnt, beginnen. Früher war er auch als Platz der Freiheit und der Verfassung bekannt, stets war er jedoch der Hauptplatz der Stadt.

Auf ihm erhebt sich die Kathedrale mit ihren hohen Türmen, deren architektonischer Gebäudekomplex Zeuge und Symbol für das Geschehen in den vergangenen Jahrhunderten ist. In den harmonischen und ruhigen Formen von jeder einzelnen ihrer Fassaden spiegeln sich die Höhepunkte von diesem Sitz der Bürgerschaft wider. Am Platz Santa Ana kann der Besucher noch immer die Lüfte, welche die Freuden und den Kummer von vielen Generationen, mit all ihren Gefühlen und Sehnsüchten, mit sich tragen, einatmen. Die Stimmung am Platz Santa Ana erinnert seine Gäste an den kindlichen Lärm an sommerlichen Nachmittagen, an das Geflüster des Gebets an Prozessionstagen, an die Erinnerung an prächtige Sonnenuntergänge, welche die umliegenden Felsen krönten, und an die Zurückgezogenheit in die unentbehrliche Ruhe, welche das tägliche Leben nicht ermöglichte.

Die Namenspatronin des Platzes ist die Heilige Anna, der auch die Kathedrale geweiht ist. Bereits im Jahr 1539 fanden feierliche Prozessionen rund um den Platz, unter freiem Himmel, statt. Sie waren stets eine Hochburg des Genusses und der Entspannung für die Besucher, die im Schatten der Palmen, umgeben vom lebendigen und harmonischen Trab der Pferde, dem Geschehen beiwohnten. Die Kutschen von antikem Aussehen, welche sich am Platz einfinden, kamen um 1500 zum ersten Mal auf Ersuchen des damals Regierenden Agustín de Zurbarán zum Einsatz. Damals war der Platz bereits Hauptplatz der Stadt und diente als Schauplatz für seine Einwohner, die bereits stolz auf den Platz waren, der im Laufe der Zeit so wichtig und unverzichtbar für das Aussehen und das Auftreten der Stadt Las Palmas de Gran Canaria wurde.

Der Platz Santa Ana ist nicht nur Zeuge der Vergangenheit, sondern symbolisiert diese auch in all seiner Pracht und mit seinen angrenzenden Bauwerken. Der Platz verschmolz mit den umliegenden Gebäuden zu einer untrennbaren Einheit. Die harmonische Anordnung jedes einzelnen Gebäudes auf diesem von Palmen und grauem Bruchstein gesäumten Platzes macht ihn einzigartig. Auf der einen Seite des Platzes befindet sich der palacio episcopal (= erzbischöfliche Palast) , der zwar auf 1581 datiert wird, aber im Jahr 1630 wiedererbaut worden war. Seine lange Fassade ist einfach und nur mit einem prächtigen Kolonialbalkon mit Brüstungen aus Fensterläden und einem bemerkenswerten Baldachin verziert.

Die Casa Regental, der nahe liegende Sitz des ehemaligen Regenten, der heute das Präsidium des Landesgerichts von Canarias ist, wurde in zwei Phasen erbaut. Die erste Bauphase, die 1640 endete, war unter dem Generaloffizier des Archipels und Regenten Luis Fernández von Córdoba. Die zweite fand erst in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts, als das Gebäude einer Generalsanierung unterzogen wurde, statt. Besonders bemerkenswert ist seitdem der zweite Stock der heutigen Fassade, der auf den Bildhauer Luján Pérez zurückgeht. Auf der anderen Seite des Platzes erheben sich Bauwerke in verschiedenen Stilen, die den vielseitigen Charakter des Platzes besonders betonen.

Darunter befinden sich einige antike Gebäude, wie der ehemalige Wohnsitz des kanarischen Historikers José de Viera und Clavijo, der heute das Provinzialarchiv Joaquín Blanco Montesdeoca ist. Es gibt unter ihnen aber auch neuere Bauwerke, wie das von Manuel Ponce de León im Jahr 1884 errichtete oder das moderne von Fernando Navarro aus dem Jahr 1915.

Gegenüber der Kathedrale von Gran Canaria, deren Bau bereits vor 5 Jahrhunderten begann, erhebt sich schön und edel das Rathaus. Das Rathaus sollte den gotischen Charakter des Platzes ablösen und wurde ebenfalls unter Agustín de Zurbarán im Jahr 1539 errichtet. Jedoch wurde das Gebäude bei einem Brand in der Nacht des 29. März 1842 vernichtet und mit ihm ein wichtiger Teil der Geschichte der Insel, jene Dokumente, die im mächtigen und unheilvollen Feuer verbrannten.

Der Platz Santa Ana war Jahrhunderte lang der bevorzugte Platz für die wichtigen Feierlichkeiten und Veranstaltungen der Stadt wie zum Beispiel den Osterprozessionen oder den Gründungsfeiern von Las Palmas am 24. Juni. Im Laufe der Jahrhunderte kam der Platz in den Genuss von verschiedenen Erneuerungs- und Verschönerungsarbeiten. Die letzten Renovierungen fanden zum Jahrhundertwechsel statt, so als ob der Platz nicht nur Zeuge der Vergangenheit sein wollte, sondern sich auch über seine Berufung in der Zukunft im Klaren war. Früher gab es einen Brunnen auf dem Platz, der zur Wasserversorgung der Nachbarn diente. Jedoch wurde dieser zu Ende des 18. Jahrhunderts auf die Rückseite der Kathedrale verlegt, auf den Platz Pilar Nuevo.

Besonders erwähnenswert sind unter den Renovierungsarbeiten jene im Auftrag von Manuel Ponce de León im Jahr 1877, jene unter der Leitung des Architekten Laureano Arroyo im Jahr 1892, sowie jene des Bürgermeisters Felipe Massieu im Jahr 1895. Felipe Massieu war auch der einfallsreiche Schöpfer der Eisenhunde, welche seit dem Jahr 1915 ein wichtiger und kreativer Bestandteil des Plaza Santa Ana sind. An einigen Sockeln der Hundeskulpturen kann man die Inschrift "Vald'Osne" erkennen, was auf deren französischen Ursprung schliessen lässt.

Bekannt wurden sie durch ihre Erwähnung in einigen literarischen Werken, unter denen besonders der Roman „Faycán“ von Victor Doreste zu nennen ist. In diesem Roman werden die Hunde vom Platz Santa Ana lebendig, nehmen die Namen Aterura, Mogano, Doramas, Bentayga, Tenoyo, Tindaya, Tirajano und Faycán an und streunen im Viertel lebend, zwischen seltsamen Menschen mit unverständlichen Reaktionen, herum.

Diese Hunde aus Eisen haben immer, und das tun sie auch heute noch, die Spiele, die Schläge der Kinder beim Besteigen und Herunterklettern von ihren Rücken toleriert. Sie trotzen seit Jahrhunderten den kindlichen Angriffen auf ihre aufgerichteten Eisenohren.

Der Platz Santa Ana, Hauptplatz des Insellebens, ist ein Platz für Kinderspiele, für wochenendliche Ausflüge und Sonntagsspaziergängen von Kanariern wie Touristen, für Kultur und für die alltägliche geistige Labung der Einwohner von Las Palmas. Er steht für die Pracht in der Karwoche, die stets, mit Recht, als „Wichtigste Woche von Gran Canaria“ erwähnt wurde. Er ist wie eine Uhr aus Stein, welche die Stunden der Geschichte zählt.


"Auf ihm verlaufen sich die Schritte und die Vergangenheit wird in der augenblicklichen Frische der Gegenwart, in der Leidenschaft für die Zukunft, in der sich alles verändern wird damit alles erhalten bleibt, zum Leben erweckt."